Josef Albers Interaction of Color
Grundlegung einer Didaktik des Sehens

Heinz Liesbrock (Hrsg.)

Josef Albers Hinführungen zu den visuellen Erscheinungsweisen der Farben ist die aus meiner Sicht bedeutendste didaktische Grundlage für farbgestaltende Berufe; Interaction of Color steht gleichrangig neben den Farberkenntnissen von Johann Wolfgang von Goethe oder den farbpsychologischen Einsichten von Max. Es ist ein großer Verdienst des Herausgebers Heinz Liesbrock sowie des Berliner Hatje-Cantz-Verlags, dieses Grundlagenwerk, das erstmals im Jahr 1963 veröffentlicht wurde, neu zu editieren. Albers war und ist mit seiner »Didaktik des Sehens« ein Außenseiter, zumindest im Vergleich zu den nach wie vor hilflosen Versuchen von Wissenschaft und Anwendungspraxis, das Wesen der Farben und ihrer Wirkung(en) durch eindeutige Zuordnungen »habhaft« zu machen. »Farbe«, so stellt Albers fest, »hat keine feststehende Identität, sie bietet unserem Sehen keinerlei verlässlichen Referenzpunkte.« Farbe kann sich – jeweils abhängig vom Kontext, immer wieder anders zeigen. Diese Variabilität könnte man als Mangel betrachten, aber auch als faszinierendes Phänomen. »Wer diese Relativität nicht versteht«, so der Herausgeber Heinz Liesbrock in seinen einleitenden Bemerkungen, »sitzt einem Missverständnis auf, und dessen Wahrnehmung führt in die Irre«. Erfahrene Farbgestalter verlassen sich daher auf ihre geschulten Sinne und nicht auf abstrakte Theorien. Interaction of Color zeigt dies anschaulich an Hand zahlreicher Fragestellungen mit den dazugehörigen Übungen. Diese sind durch Text und Bild hervorragend illustriert. Daraus folgt: Souveränität im Umgang mit Farbe erlangt man nur dann, wenn man sich durch bewußtes Wahrnehmen mit der Zeit sensibilisiert, Seh-»erfahrungen« macht und diese reflektiert. Aus diesem Grund kamen in Albers didaktischen Anleitungen konsequenterweise auch keine »wissenschaftlichen«, also farbmetrisch fundierten Farbsysteme zur Anwendung. Farbe kann man nicht theoretisch begreifen; davon war Albers überzeugt, denn Tanzen kann man auch nicht lernen, wenn man nur darüber liest. Es geht vielmehr darum, das Phänomen Farbe unmittelbar zu erfahren, um letztlich zu verstehen, was Farbe ist und wie sie erscheint. In diesem Sinne kann und will der vorliegende Band auch nur darstellen und berichten, welche Fragen Albers in seiner Didaktik des Sehens gestellt und mit welchen Übungen er seine Studenten angeleitet hat. Das eigene Bemühen, die Wirklichkeit der Farbe zu untersuchen, kann einem (gottsseidank oder leider) auch der beste Lehrer nicht abnehmen.
Roland Aull

Hatje-Cantz-Verlag, Berlin 2023

Sie wollen beim Thema »Farbe und Design« immer auf dem Laufenden bleiben?

Dann melden Sie sich einfach bei den FarbDesign-Infos an!

  • Sie bekommen regelmäßig Hinweise zu Tagungen und Workshops, Ausstellungen, Präsentationen, Publikationen, wissenschaftlichen Studien
  • Sie bekommen regelmäßig Tipps zu konkreten Problemlösungen (für Architekten, FarbDesigner, Farbpsychologen und Milieugestalter)
  • Sie bekommen die FarbDesign-Infos kostenlos, so lange Sie wollen
  • Plus: Sie bekommen kostenlos die 8-seitige Publikation »Beton braucht Farbe« (als PDF) – gleich nach Ihrer Anmeldung
Anrede:    
Vorname
Nachname
Sie können sich jederzeit wieder abmelden, in dem sie auf den Abmelden-Link in der E-Mail klicken.
Übermittlung erfolgreich. Vielen dank für Ihre Nachricht.
Leider gab es einen Fehler. Bitte versuchen Sie es später erneut oder setzen Sie sich auf anderem Wege mit uns in Verbindung. {{ errorMessage }}